Wednesday, August 16, 2006

Die Wüste ruft!

Wie man an den wieder vorhandenen äs, ös und üs erkennen kann, ich bin zurück im schönen Deutschland. Und leide unter Jetlag und Fernweh. Aber was ist geschehen nach dem ich Alice verlassen habe?

5.15 Uhr Aufstehen, um 6.00 geht der Bus von Mulga’s Adventures . Das nennt sich Urlaub! Im Dunkel verlassen wir Alice, der Bus ist mit 22 Personen voll besetzt. Wir fahren südwärts auf dem Stuart Hwy, ich sogar eine Sternschnuppe sehen. Der erste Stop ist an einer Camel Farm „Stuarts Well“, dort kann man sich für 5 AUD auf ein Kamel setzen und dieses wird im Gehege einmal im Kreis rumgeführt. Ich oute mich aber mit der Frage „ist das ein Hund oder ein Dingo?“ als Tourist (es war ein Hund). Und wichtig! Wir sind im Outback: immer auf die Toilette gehen, wenn eine da ist!

Im Bus müssen wir uns alle rundrum einmal vorstellen: Name, Wohnort, Beruf, Lieblingsessen, Lieblingsgetränk und Lieblingsfilm. Ich stelle fest, die meisten sind zusammen unterwegs, mit der Schwester (die Londoner Inderinnen), dem Kumpel („Peter and Paul“, auch aus London), dem Freund (die zwei Deutschen – krass Englisch mit Bayrischen Akzent), der Familie (die Franzosen) oder einfach mit anderen Koreanern (vier Mädels). Es gibt zwar noch ein paar allein reisende Schottinnen und Irinnen, aber die versteht keiner, wegen des Akzents.

450 km weiter sind wir am Kings Canyon oder Watarrka, wie der Einheimische sagt. Wir nehmen den Kings Canyon Rim Walk, ich lese gerade im Lonley Planet, dass dieser Walk 6 km lang ist und „strenuous“ ist! Erstmal müssen wir den 100 m hohen Heart Attack Hill bewältigen, ich bin froh, dass es nur um die 23 °C hat – unvorstellbar das im Sommer bei 50 °C zu machen! Das Plateau entlang des Kanyons liegt in der prallen Sonne, es gibt ein paar Büsche und Gum Trees, aber sonst hebt sich nur der rote Fels gegen den intensiv blauen Himmel ab. Entlang des Wegs erklärt uns Rorry, der Guide, dass vor 6 Mill. Jahren, das ganze Gebiet vom Meer bedeckt war, man kann genauso wie in den Grampians, die versteinerten Rillen im Sand sehen, aber auch so genannte Trace Fossils: versteinerte Tierspuren, wie Haut- oder Fußabdrücke. Als Vertreter der ansässigen Fauna sehen wir einen „Dragon“ – eine kleine Echse. Wir verlassen den heißen, trockenen Rand des Canyons um in den Garden of Eden hinunter zu steigen: im Schatten der Schlucht wachsen üppig Gum Trees, Palmen und auch Busch-Feigen-Sträucher – Ili, sagen die Aboriginal People dazu. Am Ende der Schlucht rasten wir an einem Felspool – das Wasser ist aber so kalt, dass nur eins der Mädels baden geht…und das war nicht ich! Das Wasserloch ist bis zu 5 Meter tief! Ich genieße die Ruhe…im Sommer, sagt Rorry, treten sich die Touris hier tot!

Viel zu schnell (nach einer 3/4 Stunde) müssen wir weiter, vorbei an versteinerten Quallen (die Experten streiten sich: geht das denn?) wieder hinaus die Sonne. An einem der Goast Gum Trees (wegen der weißen Rinde – denke ich) lässt uns Rorry an den Ästen lauschen. Wenn es ruhig ist, hört es sich an als würde Wasser in einem Rohr lang plätschern! Das kommt daher, dass die bis zu 200 m langen Wurzeln des Baums sich durch das Gestein des Canyons bis an die Grundwasserreserven bohren. Wenn Wind geht, wird der Baum gestreckt. Es funktioniert wie das Dosen-Telefon (zwei Dosen verbunden durch eine Schnur)! Man hört das Grundwasser!

 
(das Wurzel-Telefon eines Goast Gums)

Ausserdem gibt es die Ipi-Ipi-Pflanze zu bewundern, ihre Früchte enthalten einen entzündungshemmenden Stoff, der von den Aboriginals zur Wundbehandlung verwendet wird – ich darf eine meiner Schramm zu Test zur Verfügung stellen. Ausserdem wird der Saft noch zur Bestrafung schlimmer Verbrechen (wie zum Beispiel Beute nicht mit der Gruppe teilen) verwendet: in die Augen getropft, erblindet man für ein paar Tage. Schlecht in der Wüste am Rand eines Canyons.

Am Rückweg auf der anderen Seite des Canyons passieren wir die „Lost City“, Felsendome, die entstanden sind als das Plateau erodierte. Interessanterweise in einem regelmäßigen Rechteckmuster – wie eine Tafel Schokolade. Die Ureinwohner haben eine andere Erklärung: Ancestral Beings, in diesem Fall in Gestalt von Katzen kamen und haben ihre Krallen geschärft und sie haben gekratzt und gekratzt und gekratzt, bis das Land so aussah wie es jetzt aussieht.

 
(verlorene Stadt oder Riesenkatzen?)

Nach der Wanderung sinken wir alle müde in die Sitze unseres Busses, es ist noch ein ganzes Stück zu fahren, bis zu unserem Buschcamp. Diese Nacht liegt es auf dem Grundstück der Farm Curtain Springs. Es gibt dort auch noch einen Laden – Rorry ermahnt uns ja genug Alkohol zu kaufen, das ist die letzte Möglichkeit! Und das letzte Klo!

Die Spannung steigt…in der Dämmerung erreichen wir einen freien Platz, an dem ein Container steht, mit einem provisorisch angebrachten Dach. Rorry macht ein Lagerfeuer – das Holz durften die Jungs sammeln (die Hunter), die Mädels durften die Swags um das Lagerfeuer verteilen.

 
(Marshmallow-Braten am Lagerfeuer)

Ein Swag ist so was wie ein wasserfester Schlafsack mit einer Schaumstoffmatratze drin, hier mehr . Im Dunkeln verputzen wir dann hungrig unser Chili con Carne (morgen stellt sich heraus, dass es Kamel-Hack und nicht Rinder-Hack war). Alle sind ziemlich müde, so dass wir um halb zehn unsere Swags ausrollen. Man muss sie dann noch ausschütteln, um die Skorpione, Spinnen, Schlagen und Sandhaie loszuwerden. Dann schlüpft man mit dem Schlafsack hinein und schließt dem Swag. Bei mir war es schwieriger, da ich mir gegen die kalten Wüstennächte noch einen zweiten Schlafsack ausgeliehen hatte.

Von den Sternen konnte man nicht so viel sehen, weil Vollmond war. Ich bin aber früh morgens mal wach geworden, da war er schon untergegangen und ich kucke hoch in den Himmel mit den fetten, gelben Sternen und denke nur „ooooooooooooh, schön!“ und schlafe zufrieden wieder ein. Posted by Picasa

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